Unterschiede zwischen Masern und Windpocken
Masern und Windpocken sind akute Infektionskrankheiten viralen Ursprungs, die meist im Kindesalter auftreten. Die klinischen Erscheinungsformen beider Krankheiten sind sehr ähnlich, aber sie haben einige individuelle Merkmale, wodurch man sie leichter erkennen kann. Willst du wissen, was die Unterschiede zwischen Masern und Windpocken ausmachen?
Viren sind Krankheitserreger, die im Laufe der Geschichte für große Epidemien verantwortlich waren. Heute sind die meisten Viruserkrankungen durch rechtzeitige Impfung vermeidbar. Studien zeigen jedoch, dass Windpocken und Masern in anfälligen Bevölkerungsgruppen, vor allem bei Kindern, immer noch Ausbrüche verursachen.
Was sind die Unterschiede zwischen Masern und Windpocken?
Varizellen- und Masernviren gehören zu den Haupterregern für exanthematische Erkrankungen. Sie sind in der Regel eine der häufigsten Kinderkrankheiten, die sich durch ausgedehnte Hautausschläge bemerkbar machen. Die meisten dieser Krankheiten haben einen gutartigen Verlauf und verschwinden in der Regel von selbst.
Andererseits weisen beide Erkrankungen individuelle Eigenschaften in Bezug auf die Pathogenese und die klinischen Merkmale auf, die bei einer professionellen Untersuchung oft deutlich werden. Aus diesem Grund lassen sich die folgenden Unterschiede zwischen Masern und Windpocken aufzeigen.
1. Krankheitsverursachendes Virus
Der für Masern und Windpocken verantwortliche Erreger ist der Faktor, der die meisten Unterschiede zwischen den beiden Krankheiten ausmacht. Masern werden durch ein kleines einzelsträngiges RNA-Virus verursacht, das zur Gattung der Morbilliviren und zur Familie der Paramyxoviridae gehört. Dieses Virus hat 23 Genotypen und der Mensch ist sein einziges Reservoir.
Das Varizella-Zoster-Virus (VZV), das zur Familie der Herperviridae gehört, ist dagegen der Erreger der Varizellen. Es ist ein großes, komplexes, doppelsträngiges DNA-Virus, dessen einziger Wirt der Mensch ist. Beide Mikroorganismen haben eine Affinität zur Haut, allerdings haften Masern stärker an Immunzellen und Windpocken an Nervenzellen.
2. Infektionsweg
Der Infektionsweg ist der Weg, auf dem die Viren mit empfänglichen Personen in Kontakt kommen. Masern sind hoch ansteckend und werden durch Tröpfchen aus Nase und Mund übertragen. Diese werden in der Luft verteilt, wenn eine Person hustet und niest, und sogar dann, wenn sie spricht. Das Virus dringt in die Nase und die Bindehaut der gesunden Person ein.
VZV nutzt auch Atemwegssekrete als Übertragungsweg zwischen Menschen. Der Hauptübertragungsweg für Windpocken ist jedoch der direkte Kontakt mit dem Hautausschlag einer infizierten Person. Das Virus kann durch die Schleimhäute oder durch kleine Läsionen auf der Haut eines gesunden Wirtes eindringen.
Außerdem kann das Varizella-Zoster-Virus die Plazenta passieren und sogar in die Muttermilch übergehen. Diese Übertragungswege bestimmen das kongenitale und perinatale Erscheinungsbild der Krankheit. Eine Infektion des Fötus in den ersten 20 Schwangerschaftswochen führt zu einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen und neurologischen Komplikationen.
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3. Inkubationszeit und Übertragung
Die Inkubationszeit entspricht der Zeit, die das Virus benötigt, um sich anzusiedeln, zu vermehren und die ersten Krankheitssymptome zu verursachen. Im Fall von Masern schwankt dieser Zeitraum zwischen 9 und 11 Tagen nach dem Kontakt mit der erkrankten Person. Die Ansteckung erfolgt häufig bei Kindern zwischen 3 und 5 Jahren und bei immungeschwächten Menschen, wie z. B. Patient:innen mit Leukämie oder Unterernährung.
Windpocken hingegen haben eine Inkubationszeit von 10 bis 21 Tagen nach der Besiedlung mit dem Virus. Dieser Zeitraum kann je nach Immunstatus und Alter der betroffenen Person variieren. Einigen Studien zufolge treten Windpocken häufiger bei Kindern zwischen 1 und 9 Jahren auf.
Die Ansteckungszeit bezieht sich auf die Zeitspanne, in der die erkrankte Person andere anstecken kann. In diesem Sinne sind Masern am ehesten übertragbar, wenn die ersten Symptome der Krankheit auftreten und innerhalb der ersten 2 Tage nach Auftreten des Ausschlags. Windpocken sind 1–2 Tage vor dem Ausschlag und bis zu 5 Tage nach dem Ausschlag ansteckend.
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4. Erste Symptome
Die Symptome, die vor den Hautläsionen auftreten, bestimmen in der Regel die Hauptunterschiede zwischen Masern und Windpocken. Sie sind in der Regel von klinischer Bedeutung für den behandelnden Arzt und erleichtern die Differenzialdiagnose.
Masern beginnen in der Regel mit hohem Fieber von 39 bis 40 Grad Celsius sowie allgemeinem Unwohlsein, Schnupfen, geschwollenen Lymphknoten und Bindehautentzündung. Die Betroffenen haben auch einen Reizhusten, der nach 1 bis 2 Wochen wieder verschwindet. Die Köplik’schen Flecken sind weißliche Flecken im Mund, die charakteristisch für Masern sind.
Erste Symptome der Windpocken können jedoch sehr schwach sein oder sogar ganz fehlen. Dazu gehören leichtes Fieber, Unwohlsein und Kopfschmerzen.
5. Merkmale des Ausschlags
Der Ausschlag ist die charakteristische Hautläsion bei beiden Virusinfektionen.
Masern zeigen sich mit einem rötlichen makulo-papulösen Ausschlag 3–4 Tage nach Krankheitsbeginn. Er erscheint hinter den Ohren und breitet sich auf den Rest des Körpers aus.
Der Masernausschlag braucht in der Regel 2 bis 3 Tage, um die Extremitäten zu erreichen und zu bedecken, ohne die Handflächen oder Fußsohlen zu befallen. Diese Läsionen werden von einer Zunahme der Intensität anderer Symptome begleitet. Außerdem ist der Ausschlag oft an einigen Stellen schuppig und die Färbung verschwindet nicht, wenn man Druck auf die Haut ausübt.
Der Ausschlag bei Windpocken ist etwas komplexer. Er beginnt auf der Kopfhaut und am Hals und breitet sich dann sehr schnell auf den Rest des Körpers aus. Der Ausschlag beginnt als kleine, rosafarbene, juckende Flecken, die sich zu Beulen und dann zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Es dauert 5–6 Tage, bis die Bläschen verkrusten.
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6. Behandlung und Präventionsmaßnahmen
Die Behandlung beider Krankheiten ist sehr ähnlich. Die Ärzt:innen versuchen, das Fieber mit fiebersenkenden Mitteln und Kopfschmerzen und Unwohlsein mit Schmerzmitteln zu behandeln. Patient:innen sollten obendrein Bettruhe einhalten und sich fettarm ernähren und viel Flüssigkeit zu sich nehmen.
Derzeit gibt es kein wirksames Medikament gegen das Masernvirus. Windpocken können jedoch mit Aciclovir behandelt werden. Darüber hinaus können Ärzte orale Antihistaminika und örtliche Calamine-Lotionen verschreiben, um den Juckreiz zu lindern.
Beide Viruserkrankungen können mit Impfstoffen verhindert werden. Bei der Masernimpfung werden die abgeschwächten Moraten-, Schwarz- und trivalenten Lebendimpfstoffe verwendet. Andererseits deuten Studien darauf hin, dass der Varizellenimpfstoff eine mehr als 85%ige Wirksamkeit gegen VZV-Infektionen aufweist.
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7. Komplikationen und unerwünschte Wirkungen
Das Varizella-Zoster-Virus kann nach einer Erstinfektion latent im menschlichen Körper verbleiben. Es wird in den Nervenzellen der Spinalganglien und Hirnnerven gespeichert. Es kann dann reaktiviert werden und eine Gürtelrose auslösen, die sich durch einen sehr schmerzhaften Ausschlag auf der Brust bemerkbar macht.
Windpocken können auch zu anderen Komplikationen führen, z. B. zu Haut- und Weichteilinfektionen, Lungenentzündung, Gehirnentzündung, Herzmuskelentzündung und Gerinnungsstörungen. Eine Maserninfektion macht eine Person lebenslang immun. Das Virus kann jedoch Komplikationen wie Mittelohrentzündung, Kehlkopfentzündung, Lungenentzündung und Durchfall begünstigen.
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Zwei Krankheiten von großer Bedeutung im Kindesalter
Masern und Windpocken gehören zur Gruppe der exanthematischen Viruserkrankungen des Kindesalters. Beide Krankheiten sind durch Impfungen vermeidbar, daher ist die Immunisierung die wirksamste Methode, um ihre Entstehung zu verhindern. Fachleute empfehlen, bei Auftreten von Krankheitssymptomen einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Im Allgemeinen unterscheiden sich Masern und Windpocken vor allem durch ihre klinischen Erscheinungsformen. In diesem Zusammenhang sollten Ärzt:innen die allgemeinen Symptome und womöglich vorhandenes Fieber berücksichtigen.
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