"Benching" oder eine Beziehung aus Bequemlichkeit

Schon mal etwas von "Benching" gehört? Wir erklären dir alles über diese Praxis, die sich in den letzten Jahrzehnten auf Beziehungen ausgewirkt hat.
"Benching" oder eine Beziehung aus Bequemlichkeit
Laura Ruiz Mitjana

Geprüft und freigegeben von la psicóloga Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 27. Januar 2023

Wenn man eines über postmoderne Beziehungen sagen kann, dann wäre vielleicht dieser Aspekt erwähnenswert: Sie sind viel komplizierter, als sie es in vergangenen Zeiten waren. Tatsächlich sind Begriffe wie Curving, Ghosting und Blockieren der neuen Generation vertraut. Diese Ausdrücke spielen auf Situationen an, die bei der Aufnahme oder Beendigung einer Beziehung nicht besonders hilfreich sind. Ein weiteres gutes Beispiel hierfür ist das “Benching”, das in der Alltagssprache immer beliebter wird.

Einige Expert:innen warnen vor der Mehrdeutigkeit postmoderner Beziehungen. Die Grenzen zwischen einer Beziehung und einer Nicht-Beziehung, zwischen Flirten und der Suche nach Freundschaft sind inzwischen vollkommen diffus. Das führt unweigerlich zu Frustrationen, Missverständnissen, Traumata und sogar zu Ressentiments gegenüber der anderen Person. Heute erklären wir dir in diesem Artikel, was Benching ist und warum du es vermeiden solltest.

Was ist Benching?

Benching ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine Situation, in der eine Person nur zeitweise Interesse an jemand anderem zeigt. Im Allgemeinen und im wörtlichen Sinne bezieht es sich darauf, eine Person als zweite Wahl zu sehen; sie also auf der Reservebank zu “parken”. Dann kann man sich wieder an sie wenden, wenn es einem “in den Kram” passt.

Beim Benching neigt man dazu, persönliche Beziehungen zu vermeiden, sodass die Person, die es tut, auf virtuellen Kontakt angewiesen ist. Sie zeigt ein echtes Interesse an jemand anderem, verschwindet dann aber wieder oder spielt die eigenen Absichten herunter. Man macht keinen entscheidenden Schritt nach vorne, aber man entscheidet sich auch nicht für eine Ablehnung. Gelegentlich lässt man sich jedoch auf persönliche Begegnungen ein, um für sich einen Nutzen daraus zu ziehen.

Es kann sein, dass man einfach nur nach einer zufälligen sexuellen Begegnung sucht. Dann geht es darum, Gefühle “abzuladen”, zu plaudern oder die andere Person als Ersatz für eine Veranstaltung, ein Treffen oder einfach nur zum Zeitvertreib zu nutzen (wenn die Person der ersten Wahl abgesagt hat). Der/die Praktizierende sucht nur seinen/ihren eigenen Vorteil und setzt die Gefühle und Absichten der anderen Person herab.

Aus diesem letzten Grund wird diese Praxis des Benching als eine Art psychologischer oder emotionaler Missbrauch betrachtet. Die Person ist sich des Interesses oder der Anziehungskraft der anderen Person bewusst und nutzt sie zum eigenen Vorteil und zu ihrer eigenen Bequemlichkeit. Der Begriff Benching wird landläufig verwendet, vor allem von jüngeren Menschen. Er spiegelt gängige postmoderne Beziehungsverhaltensweisen wider.

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Was sind die Ursachen von Benching?

"Benching" oder eine Beziehung aus Bequemlichkeit
Es gibt bestimmte psychologische Profile, die mit Benching in Verbindung stehen, obwohl es oft mehr vom jeweiligen Kontext abhängt.

Benching ist ein Phänomen, das die intimen/partnerschaftlichen Beziehungsverhaltensmuster der neuen Generationen beschreibt. Einige Fachleute wagen es, von “sozialen Robotern” zu sprechen, um die Ethik, Moral und Automatisierung von Beziehungen in den letzten Jahrzehnten zu beschreiben. Das bezeichnet Beziehungen, in denen Einfühlungsvermögen, Freundschaft, Würde und Sozialisierung auf der Strecke geblieben sind.

Im Allgemeinen greifen diejenigen, die Benching praktizieren, auf diese “Strategie” zurück, um eine Bindung zu vermeiden, ohne sich jedoch vollständig vom anderen zu distanzieren. All das verfolgt das Ziel, etwas dafür zu “bekommen”, entweder emotional oder sexuell. Das Phänomen erklärt sich auch durch die Leichtigkeit, mit der ein Telefonat/ein Chat begonnen und beendet werden kann, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hat.

In der Tat ist es heutzutage sehr praktisch, zweideutiges Interesse an einer Person zu zeigen. Instant-Messaging-Netzwerke und die Nutzung sozialer Netzwerke erweitern das Spielfeld für diejenigen, die Benching betreiben. Sie haben ein “Schild”, einen Schutz oder eine Barriere, die ihnen Sicherheit oder Macht verleiht, wenn sie Versprechungen machen, flirten oder Interesse zeigen.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass manche Menschen eher zu diesem Verhalten neigen als andere. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, einer bipolaren Störung oder einer vermeidenden Bindungsstörung zeigen zum Beispiel eine Tendenz zu diesem zweideutigen Verhalten. Benching gilt als eine Form der Manipulation und des emotionalen Missbrauchs.

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Wie erkennt man Benching?

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Es gibt bestimmte Muster bei Menschen, die Benching betreiben, meist getarnt als Opferrolle.

Obwohl wir das Phänomen klar beschrieben haben, kann es in der Praxis sehr schwer zu erkennen sein. Das liegt daran, dass der Mensch, der Benching “betreibt”, eine Tarntaktik als Manipulator/in entwickelt hat, damit er/sie das Gleichgewicht zwischen Interesse und Desinteresse aufrechterhalten kann, ohne bei dem/der anderen Verdacht zu erregen. Schauen wir uns einige Anhaltspunkte an, die uns helfen können, Benching zu erkennen:

  • Treffen werden versprochen, die niemals stattfinden.
  • Der größte Anteil an Kommunikation findet über virtuelle Kanäle statt.
  • Du kennst den inneren Kreis der Person nicht (Freunde, Familie und so weiter).
  • Nach einem persönlichen oder virtuellen Treffen, bei dem große Zuneigung oder Interesse gezeigt wird, folgt eine Phase der Distanzierung.
  • Detaillierte Ausreden oder Argumente folgen, um die Entfernung und den fehlenden persönlichen Kontakt zu erklären (lange Arbeitszeiten, anspruchsvolle Studienzeiten, persönliche Besorgungen usw.).
  • Schmeichelei mit Worten, die nicht dem Verhalten und den Taten entsprechen.

Die Person, die Benching anwendet, kann eine/n feste/n Partner/in haben oder auch nicht, also verbirgt er/sie diese Beziehung vor der anderen Person. Es ist auch wahrscheinlich, dass diese Menschen die Benching-Strategie auf mehrere andere Personen anwenden, sodass es keine formale Verpflichtung zu irgendeiner von diesen gibt. Das Hauptmerkmal ist die Unregelmäßigkeit des Kontakts, die von echtem Interesse bis hin zu völliger Unaufmerksamkeit reicht.

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Was kannst du dagegen tun?

Die Person, die ein Benching-Verhalten zeigt, ist nicht daran interessiert, eine intime Beziehung oder Freundschaft zu beginnen oder zu beenden. In der Regel ist auch Manipulation im Spiel. Also sollten diejenigen, die die oben genannten Anzeichen entdecken, in Erwägung ziehen, die Beziehung zu dieser Person zu beenden. Ein direktes Gespräch über die wahren Absichten kann eine Option sein, nach der eine endgültige Entscheidung getroffen werden kann.

Denke daran, dass die Person, die zu Benching neigt, immer versuchen wird, Ausreden zu finden und Dinge zu versprechen, die sie nie halten wird. Eine solche Situation kann die andere Person, die Gegenstand dieser Ausreden und Versprechungen ist, psychisch erschöpfen, täuschen und daran hindern, mit Menschen in Kontakt zu treten, die ihr mehr Stabilität bieten. Das bedeutet, dass du als betroffener Mensch ein gewisses Maß an Engagement für die Beziehung voraussetzt, auch wenn dies in vielen Fällen bei der anderen Partei nicht vorhanden ist.

Nichts hindert dich daran, dich für diese Art von “Lebensabschnittpartner/in” zu entscheiden, solange du dies unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte tust. Wenn du dich darauf einlässt, solltest du auf Situationen achten, in denen du in irgendeiner Weise gefährdet sein könntest, vor allem psychologisch. Wenn du mit Freund:innen oder Familienmitgliedern sprichst, kannst du das Gesamtbild besser einschätzen, bevor du zu einer Entscheidung kommst.



  • Silverman, H. J. Just Friends: The Ethics of (Postmodern) Relationships. In Critical Communities and Aesthetic Practices. Springer, Dordrecht. 2012; 181-193.
  • Wildes, S. J., & Kevin, W. Sociable robots: Technology, automation, and human relationships in postmodern society. In Sex Robots. Springer, Cham. 2021; 145-159.

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