Hypothyreose und Schwangerschaft: Wie hängen sie zusammen?
Eine Schilddrüsenunterfunktion und eine Schwangerschaft treten bei bis zu 0,5 bis 2,5 % aller Schwangerschaften auf. Die Häufigkeit ist bei Frauen mit Risikofaktoren wie Autoimmunerkrankungen höher.
Schilddrüsenhormone sind für die Entwicklung vom Fötus biss zur Geburt unerlässlich. Während der Schwangerschaft nimmt die Größe der Schilddrüse um bis zu 40 % zu, was mit einer Steigerung der Schilddrüsenhormonproduktion um bis zu 50 % einhergeht.
Deshalb ist die Schwangerschaft eine Zeit im Leben einer Frau, in der eine höhere Jodzufuhr erforderlich ist, um den Bedarf an Schilddrüsenhormonen zu decken. Schilddrüsenfehlfunktionen sind nach Schwangerschaftsdiabetes die häufigste endokrine Störung in der Schwangerschaft.
Schilddrüsenhormone in der Schwangerschaft
Im ersten Schwangerschaftsdrittel ist die Entwicklung des Fötus, vor allem die neurologische Entwicklung, von den Schilddrüsenhormonen abhängig, die von der Mutter produziert werden, während der Fötus zunehmend versorgt wird. Aber erst in der 16. bis 20. Schwangerschaftswoche ist die Produktion des Fötus selbst ausreichend.
Während der Schwangerschaft kommt es aufgrund des erhöhten Bedarfs an Schilddrüsenhormonen auch zu einem Anstieg des thyroxinbindenden Globulins (das den Transport des Hormons im Blut ermöglicht) durch den Anstieg der Östrogenkonzentration sowie zu einer Stimulation des Thyreotropinrezeptors durch humanes Choriongonadotropin.
Die Kombination aus beidem bewirkt, dass unabhängig vom Anstieg des Schilddrüsenhormons der freie Anteil des Schilddrüsenhormons sinkt (es ist an thyroxinbindendes Globulin gebunden), was wiederum zu einer Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse führt.
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Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft: assoziierte Symptome
Obwohl Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft zusammenhängen, treten bei fast allen endokrinen Störungen in der Schwangerschaft nur bei 0,5 % der Frauen Symptome auf.
Ein Screening der Schilddrüsenfunktion sollte bei allen schwangeren Patientinnen bei ihrer ersten Geburtsvorsorgeuntersuchung durchgeführt werden. Die Diagnose einer klinischen oder subklinischen Schilddrüsenunterfunktion ist durch erhöhte Werte des schilddrüsenstimulierenden Hormons und niedrige Thyroxinwerte gekennzeichnet.
Der Normalwert dieser Hormone bezieht sich auf die Standardwerte der Bevölkerung in jedem Drittel der Schwangerschaft. Wenn keine bevölkerungsbezogenen Standardwerte verfügbar sind, wird als Obergrenze ein Wert von 4 mIU/L oder ein höherer Wert des schilddrüsenstimulierenden Hormons von 10 mIU/L vorgeschlagen. Die Schilddrüsenhormonwerte sind in diesem Fall unabhängig.
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Eine Schilddrüsenunterfunktion kann asymptomatisch sein oder mit vagen Symptomen auftreten
Eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft ist in der Regel bei bis zu 20 % der Patientinnen asymptomatisch. Wenn doch Symptome auftreten, können sie mit typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Müdigkeit, Verstopfung und Blähungen verwechselt werden, da sie oft schleichend auftreten. Andere Symptome, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion und eine Schwangerschaft zurückzuführen sind, sind folgende:
- Mangelnde körperliche Kraft.
- Intoleranz gegenüber Kälte.
- Gewichtszunahme.
- Trockene oder raue Haut und Haare.
- Tiefe Stimme.
- Undeutliche Sprache und Langsamkeit des Denkens.
Komplikationen bei Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft
Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen was die Geburtshilfe und den Fötus angeht, wie z.B.:
- Hypertonische Störungen in der Schwangerschaft.
- Gestationsdiabetes.
- Vorzeitiger Blasensprung.
- Vorzeitiger Abbruch der Plazenta.
- Vorzeitige Entbindung.
- Intrauterine Wachstumsrestriktion.
- Niedriges Geburtsgewicht
- Postpartale Blutung
- Erhöhtes Risiko der Aufnahme in die neonatale Intensivstation.
- Hohes Risiko für Kaiserschnitt und Totgeburt.
Die Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft erfolgt hormonell
Die Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion und Schwangerschaft erfolgt mit einem Schilddrüsenhormonersatz:
- Klinische Hypothyreose: 1,6 μg/kg/Tag Levothyroxin.
- Subklinische Hypothyreose: bei TSH-Werten zwischen 2,5-4,0 mIU/L mit 50 μg pro Tag beginnen, bei TSH-Werten > 4,0 mIU/L 1,0 μg/kg/Tag Levothyroxin vorschlagen und bei Patientinnen mit TSH-Werten zwischen 2,5-4,0 mIU/l und positiven antithyreoten Antikörpern 50 μg Levothyroxin pro Tag verabreichen.
Bei Patientinnen mit einer Hypothyreose vor der Schwangerschaft ist in der Regel eine Erhöhung der Dosis um 25–50 % erforderlich. Um die Schilddrüsenhormonproduktion bei Hypothyreose und Schwangerschaft zu erhöhen, sollte eine ausreichende Jodzufuhr gewährleistet sein.
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Risikofaktoren bei Hypothyreose und Schwangerschaft
Zu den Risikofaktoren für eine Hypothyreose in der Schwangerschaft gehören:
- Eine Schwangerschaft jenseits der 30.
- Hypothyreose oder Autoimmunerkrankung der Schilddrüse in der Familiengeschichte.
- Positive Anti-Schilddrüsen-Antikörper.
- Diabetes mellitus oder eine Autoimmunerkrankung in der Vorgeschichte.
- Frühgeburt oder frühere Fehlgeburten.
- Schilddrüsenoperation oder Strahlentherapie an Kopf und Hals.
- Wohnsitz in Regionen mit Jodmangel.
Eine Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft sollte so früh wie möglich erkannt werden
Die Schilddrüsenunterfunktion ist die zweithäufigste endokrine Störung in der Schwangerschaft, und ihre frühzeitige Diagnose sowie ihre Behandlung in der subklinischen Phase verhindern Komplikationen beim Fötus selbst und schließlich bei der Geburtshilfe.
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