Aggressives Fahren: Ursachen und Maßnahmen

Aggressives Fahren kann zu einem immer wiederkehrenden Problem werden. Im Folgenden wird erläutert, was Wissenschaftler*innen über die Ursachen von Wut im Straßenverkehr zu sagen haben. Zudem werden einige Tipps zum Abbau von Wut im Straßenverkehr gegeben.
Aggressives Fahren: Ursachen und Maßnahmen

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Aggressives Fahrverhalten ist die Bezeichnung für ein breites Spektrum von gefährlichen und aggressiven Fahrweisen, die zu schweren Unfällen führen. Laut dem U.S.-amerikanischen Verkehrsclub AAA Foundation for Traffic Safety sind 55,7 % der tödlichen Verkehrsunfälle auf aggressives Fahren zurückzuführen. Heute betrachten wir die Ursachen und was dagegen zu tun ist.

Wie eindeutige Belege aus einer englischsprachigen Studie zeigen, tragen Wut und Aggression der Menschen am Steuer dazu bei, die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls zu erhöhen. Aggressives Fahren ist weit verbreitet, und interne und externe Variablen fördern diese Entwicklung. In den folgenden Zeilen zeigen wir auf, was Wissenschaftler*innen darüber wissen und einige Tipps, die nützlich sein können.

Ursachen für aggressives Fahren

Ursprünglich wurde aggressives Fahrverhalten von Fachleuten als ein Syndrom frustrationsgetriebener Verhaltensweisen definiert, die durch die Umgebung des Fahrenden ermöglicht wurden.

Diese Verhaltensweisen können sich zu einer Form instrumenteller Aggression “auswachsen”, die es dem frustrierten Menschen am Steuer ermöglicht, die Rechte anderer Verkehrsteilnehmender zu verletzen. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen für aggressives Fahren, von denen wir die wichtigsten in den folgenden Abschnitten genauer betrachten werden.

Fahrende stehen unter Zeitdruck

Eine 2017 in Accident Analysis & Prevention veröffentlichte englischsprachige Studie ergab, dass Zeitdruck ein Risikofaktor für Aggressivität im Straßenverkehr ist. Fahrer*innen, die einem größeren Zeitdruck ausgesetzt waren (z. B. verspätet zur Arbeit unterwegs sind), zeigten ein größeres Maß an ärgerlichem Verhalten.

Aber das ist nicht das Einzige. Diejenigen, die zu aggressivem Fahren neigen, werden auch eher:

  • Höhere Geschwindigkeiten wählen.
  • Nach dem Wechsel von Rot auf Grün schneller beschleunigen.
  • Kleinere Lücken in Linkskurven akzeptieren.
  • Ein langsames Fahrzeug überholen.
  • Eine “dunkel-gelbe” Ampel überfahren.

All diese Variablen können zu Missfallen bei anderen Fahrern und Fahrerinnen führen, was wiederum die eigene Wut hinter dem Steuer erhöhen kann. Zeitdruck ist dann mit einem höheren Risiko verbunden, aggressiv zu fahren.

Weitere Ursachen für aggressives Fahren

Frustration und angestaute Wut

In einem 2015 in Accident Analysis & Prevention veröffentlichten englischsprachigen Artikel schlug man vor, dass die Reaktion auf aggressives Fahren ein kumulativer Faktor sein könnte.

Die Forschenden fanden heraus, dass vorübergehende Wut in einem bestimmten Zeitraum durch das Auftreten von frustrierenden Ereignissen, einer immanenten Disposition der Person zu wütendem Verhalten und Wut, die in der Zeitspanne vor Fahrtantritt erlebt wurden, beeinflusst wird.

Diejenigen, die sich unmittelbar vor dem Fahren mit frustrierenden und wütenden Ereignissen auseinandergesetzt haben, entwickeln eine aggressive Haltung hinter dem Steuer.

Persönlichkeitsmerkmale

Aggressives Fahren ist bei Männern häufiger
Bei Männern wurde im Vergleich zu Frauen eine höhere Häufigkeit aggressiven Fahrens festgestellt.

Eine 2021 in Traffic Injury Prevention veröffentlichte englischsprachige Studie fand einen kausalen Zusammenhang zwischen aggressivem Fahren und Persönlichkeitsmerkmalen. Diejenigen, die auch in anderen Kontexten dazu neigen, aufbrausend oder wütend zu werden, neigen dazu, dies auch hinter dem Steuer zu tun.

Aber das ist nicht alles. Die Forscher fanden auch heraus, dass männliche Fahrer mit 2,57-mal höherer Wahrscheinlichkeit aggressives Fahren zeigen.

Aus weiteren Daten, die die vorherigen ergänzen, ergab sich, dass Verhaltensweisen dieser Art mit dem Alter abnehmen. Im Durchschnitt nahm die Neigung der Person am Lenkrad zu aggressivem Fahren mit jedem Jahr am Steuer um 26 % ab.

Verheiratete Menschen sind ebenfalls weniger anfällig für diese Art von Einstellung. Ruhigere, gelassenere Menschen abseits der Straße werden mit aggressivem Fahren negativ in Verbindung gebracht.

Weitere Variablen, die den Prozess beeinflussen, sind das Wetter, die Straßenverhältnisse, das rücksichtslose Verhalten anderer Fahrer, verminderte Übersicht durch Drogen- oder Alkoholkonsum, zähfließender Verkehr und die eigene Fahrtüchtigkeit.

Aggressives Fahren ist oft multifaktoriell, reagiert also auf mehrere dieser Auslöser.

Tipps, um aggressives Fahren zu vermeiden

Aggressives Fahren ist ein häufiges Problem
Wenn du beim Fahren dazu neigst, dich aufzuregen, ist es ratsam, einige vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um Probleme zu vermeiden.

Da ein erhöhtes Risiko von Unfällen, Gefährdung der eigenen Integrität und der anderer Fahrer*innen, Bußgeldern und ähnlichen Konsequenzen besteht, ist es wichtig zu lernen, die eigene Aggressivität beim Autofahren zu kontrollieren.

Es gibt viele Dinge, die man dagegen unternehmen kann, und alle sind einfach zu implementieren. Sehen wir uns eine Liste der wichtigsten Maßnahmen an:

  • Überprüfe die aktuellen Verkehrsregeln sorgfältig: Wenn du weißt, was du tun darfst und was nicht, und die damit verbundenen Bußgelder für bestimmte Verhaltensweisen kennst, wirst du dazu ermutigt, auf eine respektvollere Fahrweise zu setzen.
  • Plane die Fahrt im Voraus: Auf diese Weise vermeidest du, dass die Zeit gegen dich läuft, da dies zu Stress– und Aggressions-“Ausbrüchen” führen kann. Berücksichtige dabei mögliche Ereignisse (rote Ampeln, Staus usw.), um sie in den Zeitbedarf einzubeziehen, den du für die Fahrt von A nach B hast.
  • Alternativrouten identifizieren: Wenn die spezifischen Bedingungen einer Route dich in einem gewissen Maße belasten, kann es sinnvoller sein, Alternativrouten in Betracht zu ziehen. Auch wenn du länger brauchen solltest, um den endgültigen Ort zu erreichen, kannst du bei der Alternativrunde größere innere Ruhe entwickeln.

Weitere hilfreiche Tipps für eine entspannte Fahrweise

  • Verzichte beim Autofahren auf Alkohol- und Drogenkonsum: Darauf hinzuweisen ist naheliegend, aber tatsächlich fahren Millionen von Menschen trotz der Folgen jeden Tag unter dem Einfluss dieser Substanzen Auto. Trinke keinen Alkohol vor der Fahrt und experimentiere auch nicht mit Freizeitdrogen.
  • Sorge für ausreichend Schlaf, wenn du eine lange Fahrt unternimmst: Wenn du dich nicht ausreichend ausgeruht hast, kannst du hinter dem Steuer gereizter werden. Versuche im Durchschnitt, jede Nacht acht Stunden ohne Unterbrechungen zu schlafen.
  • Nimm die Handlungen anderer Fahrer*innen nicht persönlich. Dies ist ein häufiger Fehler, der zu erhöhten Aggressionswerten führt. Halte dich von aggressiven Verkehrsteilnehmenden fern, nimm keinen Augenkontakt mit ihnen auf und beginne keinen verbalen Streit.

Du solltest dir lediglich eine Reihe von förderlichen Gewohnheiten antrainieren, um die Aggressivität am Steuer zu reduzieren. Wenn du diese im Laufe der Zeit nicht beibehalten kannst oder sie nicht wirksam sind, solltest du eine psychologische Praxis aufsuchen.

Tu es vor allem dann, wenn sich deine Aggressivität, Wut und Ungeduld auch in anderen Momenten Ihres Lebens manifestiert. Denke daran, dass Vorsicht beim Fahren unerlässlich ist, da du nicht nur dein Leben und das deiner Mitreisenden gefährdest, sondern auch das der anderen Verkehrsteilnehmer*innen.



  • Adavikottu A, Velaga NR. Analysis of factors influencing aggressive driver behavior and crash involvement. Traffic Inj Prev. 2021;22(sup1):S21-S26.
  • Danaf M, Abou-Zeid M, Kaysi I. Modeling anger and aggressive driving behavior in a dynamic choice-latent variable model. Accid Anal Prev. 2015 Feb;75:105-18.
  • Fitzpatrick CD, Samuel S, Knodler MA Jr. The use of a driving simulator to determine how time pressures impact driver aggressiveness. Accid Anal Prev. 2017 Nov;108:131-138.
  • Shinar, D. Aggressive driving: the contribution of the drivers and the situation. Transportation Research Part F: traffic psychology and behaviour. 1998; 1(2): 137-160.
  • Wickens, C. M., Mann, R. E., Ialomiteanu, A. R., & Stoduto, G. Do driver anger and aggression contribute to the odds of a crash? A population-level analysis. Transportation research part F: traffic psychology and behavior. 2016; 42: 389-399.

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