Unterschiede zwischen Multipler Sklerose und ALS
Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) sind chronische neurologische Erkrankungen, die trotz ihrer Unterschiede oft verwechselt werden. Beides sind degenerative Pathologien, die das zentrale Nervensystem betreffen und weltweit zu hohen Invaliditätsraten führen.
MS ist eine chronische, demyelinisierende und entzündliche Erkrankung autoimmuner Natur. Studien bestätigen, dass es die häufigste neurologische Pathologie bei jungen Erwachsenen in Nordamerika und Europa ist. ALS oder Lou-Gehrig-Krankheit ihrerseits ist durch die fortschreitende Degeneration von Motoneuronen und des Rückenmarks gekennzeichnet.
Die Menschen neigen dazu, beide Krankheiten als Synonyme zu verwenden, weil sie das Wort “Sklerose” gemeinsam haben. Es gibt jedoch mehrere signifikante Unterschiede zwischen Multipler Sklerose und ALS, die mit dem Mechanismus der neuronalen Schädigung zusammenhängen. Möchten Sie mehr über das Thema erfahren?
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Unterschiede zwischen Multipler Sklerose und ALS
MS und ALS sind Erkrankungen multifaktoriellen Ursprungs, die eine wichtige erbliche Komponente haben. Beide Einheiten verändern die neurale Struktur, die Nervenleitung und die motorische Aktivität. ALS und Multiple Sklerose weisen jedoch wesentliche Unterschiede in Prävalenz, Symptomen, Verlauf und Prognose auf.
1. Prävalenz, Geschlecht und Alter der Diagnose
Derzeit wurden mehrere Unterschiede in Bezug auf die Prävalenz und die epidemiologischen Merkmale beider Erkrankungen definiert. Auf 100.000 Einwohner werden etwa 120 MS-Fälle geschätzt. Einige Forschungsergebnisse weisen ihrerseits darauf hin, dass ALS eine weltweite Prävalenz von 2 bis 11 Fällen pro 100.000 Einwohner hat.
Somit liefert MS bis zu zehnmal mehr Fälle als ALS. Diese Pathologien treten häufiger bei Erwachsenen auf, ihre Inzidenz variiert jedoch je nach Geschlecht und Alter. Amyotrophe Lateralsklerose tritt häufiger bei Männern im Alter zwischen 40 und 70 Jahren auf, während Multiple Sklerose bei Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren häufig vorkommt.
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2. Unterschiede zwischen Multipler Sklerose und ALS: Mechanismus der Schädigung des Zentralnervensystems
Die neurologischen Schäden sind unterschiedlich, obwohl beide Pathologien ähnliche Nervenstrukturen betreffen. MS verursacht Autoimmunschäden, also ist es der Körper selbst, der die Nervenbahnen angreift. Normalerweise tritt der Schaden im Myelin auf, einer isolierenden Substanz, die die Nerven bedeckt und die ordnungsgemäße Weiterleitung des Nervenimpulses ermöglicht.
Die Demyelinisierung führt im Laufe der Zeit zu Narbenbildung und dauerhaften Nervenschäden, was zu einer schlechten Prognose für die Krankheit und Behinderung bei Menschen führt. Darüber hinaus werden verschiedene sensorische oder motorische Symptome entstehen, abhängig von der Stelle, an der die neuronale Schädigung erzeugt wird.
Die neuronale Schädigung von ALS tritt in der motorischen Bahn auf. Dies ist eine Gruppe von Neuronen, die vom Kortex zum Rückenmark absteigen und für die Steuerung willkürlicher Bewegungen verantwortlich sind. Sie degenerieren zunehmend und verursachen motorische Veränderungen und einen Verlust an Muskelmasse aufgrund fehlender Nervenstimulation.
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3. Assoziierte Symptome
Einige klinische Manifestationen können in beiden Pathologien ähnlich sein, insbesondere zu Beginn der Krankheit. Diese Symptome sind Schwäche, Koordinationsstörungen der Bewegungen, Muskelsteifheit und Bewegungsschwierigkeiten. Mit der Entwicklung von Multipler Sklerose und ALS treten jedoch offensichtliche Unterschiede auf.
Das klinische Bild der MS ist durch motorische, zerebelläre, sensorische und Rückenmarksanomalien gekennzeichnet. Einige der Symptome von Multipler Sklerose sind die folgenden:
- Ermüdung.
- Kribbeln und Taubheit der Extremitäten.
- Sehstörungen.
- Probleme mit dem Gehen.
- Depressionen und Stimmungsschwankungen.
- Verlust des Gleichgewichts.
- Schwierigkeiten beim Sprechen.
- Langsame und “verschwommene” Gedächtnisleistung
Andererseits stellt sich ALS als fortschreitende Schwäche dar, die sich zu einem vollständigen Verlust der Muskelkraft oder einer Lähmung entwickeln kann. In ähnlicher Weise können betroffene Personen die folgenden Symptome aufweisen:
- Krämpfe und Muskelkrämpfe.
- Schwierigkeiten beim Sprechen.
- Schluck- und Atemprobleme.
- Ungeschicklichkeit und häufige Stürze.
- Schwierigkeiten, den Kopf aufrecht zu halten.
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Unterschiede zwischen Multipler Sklerose und ALS: 4. Entwicklung der Krankheit
Derzeit gibt es mehrere Muster, wie sich Multiple Sklerose zeigt. Studien besagen jedoch, dass zwischen 83 und 90 % der Betroffenen an der schubförmig remittierenden Form leiden. Das MS-Bild ist gekennzeichnet durch Episoden in Ausbrüchen für 24 bis 72 Stunden, die sich teilweise oder vollständig zurückbilden.
Einige Menschen mit MS können sich vollständig von der Krankheit erholen. Zudem leiden 15 % der Betroffenen an der primär progredienten Form, die im Laufe der Zeit einen langsamen und anhaltenden Verlauf hat. Die Patient:innen erleben typischerweise einen kognitiven Rückgang, und die Progressionsrate ist von Person zu Person unterschiedlich.
ALS stellt einen kontinuierlichen und fortschreitenden Verlauf dar, dessen Tempo bei den meisten Menschen normalerweise beschleunigt wird. Darüber hinaus gibt es keine Remissions- oder Latenzzeiten und es geht nicht mit kognitiven Veränderungen einher. Die Lebenserwartung von Patienten mit ALS variiert zwischen 3 und 5 Jahren nach der Diagnose.
5. Diagnose und Behandlung
Die frühzeitige Erkennung beider Pathologien ist unerlässlich, um eine bessere Lebensprognose zu bestimmen. In den meisten Fällen basiert die MS-Diagnose auf klinischen Symptomen, einer neurologischen Untersuchung, einer Untersuchung der Zerebrospinalflüssigkeit und einer Magnetresonanztomographie.
Die Erkennung von ALS ist aufgrund der Ähnlichkeit mit anderen Pathologien und der geringen Prävalenz mit größeren Schwierigkeiten verbunden. Typischerweise sollte der Arzt oder die Ärztin nach Anzeichen einer neurologischen und motorischen Beeinträchtigung suchen. Darüber hinaus sind ergänzende Untersuchungen durch Elektromyographie, Magnetresonanztomographie, Blutuntersuchungen und Lumbalpunktion sinnvoll.
Heute gibt es für keine dieser Erkrankungen eine endgültige Heilung. Aus diesem Grund basiert die Behandlung auf der Verwendung von Medikamenten, die es ermöglichen, die Entwicklung der Krankheit zu verlangsamen, begleitet von physiotherapeutischen und ergotherapeutischen Sitzungen. Bei ALS ist die Behandlung mehrheitlich symptomatisch.
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Zwei Sklerosen mit unterschiedlichem Verlauf
Multiple Sklerose und ALS sind Pathologien, die auf ähnliche Weise beginnen und im Laufe ihrer Entwicklung mehrere Unterschiede aufweisen. Die Art der neurologischen Schädigung ist der Schlüssel, der den Verlauf beider Pathologien bestimmt. MS verursacht eine generalisierte Demyelinisierung, während bei ALS die Läsion in Motoneuronen lokalisiert ist.
In ähnlicher Weise fehlen der amyotrophen Lateralsklerose sensorische und kognitive Symptome, während sie bei MS offensichtlich sind. Die frühzeitige Erkennung beider Erkrankungen bestimmt ein besseres therapeutisches Ansprechen und eine bessere Lebensqualität. Bei Fragen gilt es, den Arzt oder die Ärztin des Vertrauens zurate zu ziehen.
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