Wie Marihuana das Gehirn beeinflusst

Der Mechanismus der Wirkung von Cannabis auf das Gehirn ist ziemlich gut erforscht. Wir überprüfen das Thema zusammen mit wissenschaftlichen Fakten, die für dich interessant sein könnten.
Wie Marihuana das Gehirn beeinflusst
Diego Pereira

Geprüft und freigegeben von el médico Diego Pereira.

Letzte Aktualisierung: 31. Januar 2023

Marihuana ist die am weitesten verbreitete – in vielen Ländern illegale – Substanz der Welt. Jedes Jahr nutzen Millionen von Menschen Marihuana mit Regelmäßigkeit; die meisten von ihnen in der Freizeit. Es herrscht ein allgemeines Wissensdefizit, wie Marihuana auf das Gehirn wirkt und welche langfristigen Folgen dies hat. Wir geben einen Überblick über das, was die Wissenschaftler:innen bereits darüber wissen.

Es wurden mehrere Krankheiten identifiziert, die mit Cannabiskonsum in Verbindung stehen. Die wichtigsten sind Cannabiskonsumstörung (Cannabis Use Disoder) Cannabismissbrauch (Cannabis Abuse) und Cannabisabhängigkeit (Cannabis Dependency). Schätzungen zufolge leiden 22 % der regelmäßigen Nutzer an CUD, 13 % an CA und 13 % an CD. Um die Auswirkungen von Marihuana auf das Gehirn einschätzen zu können, ist es hilfreich, ein paar wichtige Fakten zu kennen.

Wie wirkt sich Marihuana auf das Gehirn aus?

Expert:innen zufolge wird Marihuana oder Cannabis seit Jahrhunderten als Ballaststoff, Nahrungsmittel, Öl oder Medizin verwendet; dazu auch für Freizeitaktivitäten und religiöse Zwecke. Bisher haben Wissenschaftler:innen mehr als 500 natürliche Verbindungen identifiziert, darunter Flavonoide, Alkaloide, Cannabinoide und Terpenoide.

Unter diesen ist Delta-8-Tetrahydrocannabinol, auch bekannt als Delta-8-THC oder einfach THC, die wichtigste psychoaktive Komponente. Diese Substanz ist sowohl verantwortlich für den Freizeitkonsum von Marihuana als auch für dessen Missbrauch. THC ist eines von 113 bisher identifizierten Cannabinoiden, und synthetische Varianten davon (wie Nabilon und Dronabinol) werden in vielen Ländern vertrieben.

Nach dem Konsum bindet sich THC an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2. Beide sind Teil des körpereigenen Endocannabinoid-Systems (ECS),  und beeinflussen unter anderem Prozesse wie Appetit, Stimmung, Schmerzempfinden und den Placebo-Effekt.

Im Wesentlichen bindet sich THC an CB1-Rezeptoren, die vor allem in den präfrontalen, zerebellären, temporalen und hippocampalen Regionen des Gehirns verteilt sind.

Obwohl die Forschung noch nicht abgeschlossen ist, weisen Fachleute darauf hin, dass CB1-Rezeptoren bekanntermaßen im zentralen Nervensystem exprimiert werden, während CB2-Rezeptoren in Zellen und Organen des peripheren Nervensystems exprimiert werden.

Die chemische Struktur von THC ähnelt der des Neurotransmitters Anandamid, weshalb es sich an Cannabinoid-Rezeptoren auf Neuronen binden und diese aktivieren kann.

Lesenswert ist auch folgender Artikel Pornosucht: Was du darüber wissen solltest

Mögliche Auswirkungen von Marihuana auf das Gehirn

Wie Marihuana das Gehirn beeinflusst
Die molekularen, strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn, die durch Cannabiskonsum entstehen, sind gut dokumentiert. Diese treten sowohl kurz- als auch langfristig auf.

Neurotransmitter, die sich an Cannabinoid-Rezeptoren binden, regulieren Funktionen im Zusammenhang mit Gedächtnis, Freude, Denken, Bewegung, Konzentration, Koordination und Sinneswahrnehmung.

Da THC den Platz der Neurotransmitter einnimmt, beeinflusst diese Substanz all die genannten Prozesse. Die Auswirkungen von Marihuana auf das Gehirn variieren je nach Bereich, an dem die Aktivierung stattfindet.

Wie Wissenschaftler/innen gezeigt haben, kann Marihuana zum Beispiel die normale Funktion des Hippocampus und des orbitofrontalen Kortex verändern. Bekanntlich sind diese Bereiche mit Aufmerksamkeit, Erinnerungen und Gedächtnis verbunden.

Folglich führt die Einnahme von THC zu einer Beeinträchtigung des Denkens und beeinträchtigt die Fähigkeit, zu lernen und komplizierte Aufgaben auszuführen.

In ähnlicher Weise beeinträchtigt THC die Funktion des Kleinhirns und der Basalganglien. Diese Bereiche sind für die Regulierung des Gleichgewichts, der Koordination, der Körperhaltung und der Reaktionszeit verantwortlich.

Aus diesem Grund sind alle diese Aktionen nach der Einnahme beeinträchtigt. Autofahren, Sport oder andere körperlich anstrengende Aktivitäten werden nach der Einnahme sehr schwierig.

Der psychoaktive Inhaltsstoff aktiviert auch das Belohnungssystem des Gehirns. Es ist zum Beispiel bekannt, dass THC die Freisetzung von Dopamin im menschlichen Striatum, aber auch in anderen Bereichen, anregt.

Es ist der Anstieg von Dopamin, der den Missbrauch oder die Abhängigkeit von der Substanz verursacht. Das liegt daran, dass Dopamin mit Belohnungsgefühlen, Verstärkungseffekten, Vergnügen usw. in Verbindung steht.

Mehr zum Thema Glücksgefühle 7 Wege, um bei der Arbeit glücklicher zu sein

Langfristige Auswirkungen des Marihuana-Konsums

Wie Marihuana das Gehirn beeinflusst
Aufgrund der hohen Anzahl psychischer Störungen, die durch den Konsum von Marihuana verursacht werden, benötigen viele Menschen eine medizinische Untersuchung, um ihre Symptome zu verbessern.

Wie bei anderen Drogen führt die fortgesetzte Einnahme der Substanzen zu einer negativen Aktivierung des Belohnungssystems. Das hat zur Folge, dass mehr und häufiger konsumiert werden muss, um die mit dem Genuss verbundenen Gefühle zu erreichen.

Deshalb entwickeln viele Marihuanaraucher:innen konsumbedingte Störungen (wie die oben genannten) oder steigern ihren Langzeitkonsum.

Eine in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie ergab, dass chronischer Marihuanakonsum mit einem geringeren Volumen der grauen Substanz im Vergleich zu Nichtkonsumenten verbunden ist. Diese Folge zeigt sich sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendlichen, die eine Abhängigkeit von der Substanz entwickelt haben.

Forscher:innen haben auch einen Zusammenhang zwischen Langzeitkonsum und komorbiden psychiatrischen Störungen sowie Lern- und Gedächtnisproblemen festgestellt. Die häufigsten psychiatrischen Störungen waren Stimmungsstörungen (39,6 %), Angststörungen (30,5 %) und Persönlichkeitsstörungen (35,9 %). Psychosen und Schizophrenie sind zwei der Folgen von Langzeitkonsum.

Wie Fachleute warnen, sind schwangere Frauen, Jugendliche und Menschen mit früheren psychiatrischen Diagnosen am ehesten gefährdet, die genannten Komplikationen zu entwickeln. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen, und die wissenschaftlichen Beweise stehen der Auffassung in manchen Kreisen, der Konsum von Marihuana sei “harmlos”, entgegen. Im Großen und Ganzen ist dies der Wirkungsmechanismus von Marihuana auf das Gehirn.



  • Andre CM, Hausman JF, Guerriero G. Cannabis sativa: The Plant of the Thousand and One Molecules. Front Plant Sci. 2016 Feb 4;7:19.
  • Bossong MG, van Berckel BN, Boellaard R, Zuurman L, Schuit RC, Windhorst AD, van Gerven JM, Ramsey NF, Lammertsma AA, Kahn RS. Delta 9-tetrahydrocannabinol induces dopamine release in the human striatum. Neuropsychopharmacology. 2009 Feb;34(3):759-66.
  • Filbey FM, Aslan S, Calhoun VD, Spence JS, Damaraju E, Caprihan A, Segall J. Long-term effects of marijuana use on the brain. Proc Natl Acad Sci U S A. 2014 Nov 25;111(47):16913-8.
  • Leung J, Chan GCK, Hides L, Hall WD. What is the prevalence and risk of cannabis use disorders among people who use cannabis? a systematic review and meta-analysis. Addict Behav. 2020 Oct;109:106479.
  • Koob GF, Volkow ND. Neurocircuitry of addiction. Neuropsychopharmacology. 2010 Jan;35(1):217-38. doi: 10.1038/npp.2009.110. Erratum in: Neuropsychopharmacology. 2010 Mar;35(4):1051.
  • Kroon E, Kuhns L, Hoch E, Cousijn J. Heavy cannabis use, dependence and the brain: a clinical perspective. 2020 Mar;115(3):559-572.
  • Ng, T., & Gupta, V. Tetrahydrocannabinol (THC). In StatPearls [Internet]. StatPearls Publishing. 2021.
  • Memedovich KA, Dowsett LE, Spackman E, Noseworthy T, Clement F. The adverse health effects and harms related to marijuana use: an overview review. CMAJ Open. 2018 Aug 16;6(3):E339-E346.
  • Piluzza, G., Delogu, G., Cabras, A., Marceddu, S., & Bullitta, S. Differentiation between fiber and drug types of hemp (Cannabis sativa L.) from a collection of wild and domesticated accessions. Genetic resources and crop evolution. 2013; 60(8): 2331-2342.
  • Yücel M, Lorenzetti V, Suo C, Zalesky A, Fornito A, Takagi MJ, Lubman DI, Solowij N. Hippocampal harms, protection and recovery following regular cannabis use. Transl Psychiatry. 2016 Jan 12;6(1):e710. doi: 10.1038/tp.2015.201. PMID: 26756903; PMCID: PMC5068875.

Este texto se ofrece únicamente con propósitos informativos y no reemplaza la consulta con un profesional. Ante dudas, consulta a tu especialista.