Hoher Cholesterinspiegel bei Kindern und Jugendlichen – was tun?
Häufig wird angenommen, dass hohe Cholesterin- und Triglyceridwerte nur bei Erwachsenen auftreten können. Aber auch jüngere Kinder können dieses Ungleichgewicht entwickeln – und die Folgen sind die gleichen wie bei Erwachsenen. In den folgenden Absätzen gehen wir auf die Ursachen eines hohen Cholesterinspiegels bei Kindern und Jugendlichen ein und erläutern, was Fachleute dagegen tun können.
Ein hoher Cholesteringehalt im Blut kann zu Ablagerungen in den Arterien führen. Diese Plaques verengen den Raum, in dem das Blut zirkuliert, was das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöht. Erfahre alles, was du über erhöhte Cholesterinwerte bei Kindern und Jugendlichen wissen musst.
Ursachen für einen hohen Cholesterinspiegel bei Kindern und Heranwachsenden
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die der Körper für den Stoffwechsel benötigt. Das meiste davon wird in der Leber ausgeschieden, es wird aber auch mit der Nahrung aufgenommen.
Der Körper verwendet Cholesterin zur Produktion einiger Hormone, zur Verdauung der Nahrung und zur Synthese bestimmter Vitamine. Der Körper stellt die Gesamtmenge an Cholesterin, die er benötigt, selbst her – zumindest tut er dies die meiste Zeit.
Erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte im Blut werden als Dyslipidämie bezeichnet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist bis zu einem Drittel der ischämischen Herzerkrankungen auf einen hohen Cholesterinspiegel zurückzuführen. Wie Fachleute betonen, beginnt Arteriosklerose in der Kindheit und durchläuft einen Prozess, der Jahrzehnte dauern kann.
Wenn nichts dagegen unternommen wird, führt dies zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder zum Tod. Der Lebensstil ist zu einem großen Teil für den hohen Cholesterinspiegel bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Die Aufzeichnungen der letzten Jahrzehnte warnen weiterhin vor einem Problem, das heute als Problem der öffentlichen Gesundheit angesehen wird. Schauen wir uns drei der Hauptursachen für einen hohen Cholesterinspiegel bei jungen Menschen an.
1. Ungesunde Ernährung
Eine Ernährung mit hohen Konzentrationen an Transfettsäuren und gesättigten Fetten kann zu einem erhöhten Cholesterinspiegel im Blut führen. Beide Arten von Fetten spielen bei einer einseitigen oder ungesunden Ernährung eine große Rolle, was bei Kindern und Jugendlichen leider wenig Beachtung findet. Hier sind einige Beispiele:
- Tiefkühlpizza.
- Kekse und Kuchen.
- Handelsübliche Backwaren.
- Popcorn aus der Mikrowelle.
- Doughnuts.
- Brathähnchen und Pommes frites.
- Brötchen.
- Kaffeeweißer.
- Margarine.
Dies ist nur eine Auswahl an Lebensmitteln, die Transfette und gesättigte Fettsäuren enthalten. Beide erhöhen das schlechte Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin) und senken das gute Cholesterin (High-Density-Lipoprotein-Cholesterin). Die Nahrungsmittelindustrie setzt diese Fettarten in ihren Produkten ein, weil die Herstellung kostengünstiger ist und weil diese Fette die Haltbarkeit der Erzeugnisse verlängert.
Der Cholesterinspiegel steigt wahrscheinlich auch, wenn man große Mengen Vollmilch trinkt, viel fettreichen Käse und sehr fettes Fleisch isst. Auch Speiseeis, Palmöl und Kokosöl können die gleiche Wirkung haben. Im Allgemeinen steigt der Cholesterinspiegel nicht an, wenn diese Produkte in Maßen verzehrt werden. Problematisch wird es, wenn sie einen großen Teil der Ernährung junger Menschen ausmachen.
2. Genetische Veranlagung
Die Familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine genetische Störung des Lipoproteinstoffwechsels, die zu erhöhten Spiegeln von Low-Density-Lipoprotein (LDL)-Cholesterin führt. Laut Expert*innen werden die höchsten Lipidwerte zwischen 9 und 11 Jahren erreicht, dem Zeitpunkt, an dem sie normalerweise festgestellt werden.
Schätzungsweise 1 von 200 oder 1 von 300 Menschen weltweit leidet an dieser Störung. Es handelt sich also um eine sehr häufige Erscheinung, die unabhängig von den Lebensgewohnheiten der Betroffenen ist. Liegen auch bei den Großeltern und Eltern von Kindern und Jugendlichen erhöhte Cholesterinwerte vor, ist eine genetische Veranlagung wahrscheinlich die Ursache.
3. Adipositas und Übergewicht
Laut WHO hat die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 19 Jahren dramatisch zugenommen. Sie stieg von nur 4 % im Jahr 1975 auf knapp über 18 % im Jahr 2016. Die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen jungen Menschen hat sich weltweit mehr als vervierfacht, und das in nur vier Jahrzehnten.
Wie Fachleute angeben, beeinträchtigt die Zunahme des Fettgewebes im Körper den Cholesterin-Stoffwechsel in der Leber. Dies geschieht, weil die Leber mehr freie Fettsäuren aufnimmt.
Dies gilt insbesondere, wenn sich Fettgewebe um die Taille herum ansammelt (viszerales Fett). Fettleibigkeit kann auch zu Insulinresistenz und entzündlichen Prozessen führen, zwei Bedingungen, die den Cholesterin-Stoffwechsel beeinflussen.
Behandlung von hohem Cholesterinspiegel bei Kindern und Jugendlichen
Berichte des American College of Cardiology und der American Heart Association empfehlen eine Änderung des Lebensstils als hauptsächliche Therapie bei hohem Cholesterinspiegel. Die wichtigsten Änderungen, die vorgenommen werden sollten, sind eine Ernährungsumstellung und eine Steigerung der körperlichen Aktivität. Als allgemeine Regel gilt, dass durchschnittlich moderate körperliche Aktivität im Umfang von 300 Minuten pro Woche angestrebt werden sollten.
Gleichzeitig sollte die Zeit, die junge Menschen vor Fernsehern, Mobiltelefonen und Videospielkonsolen verbringen, auf ein Minimum reduziert werden. Kinder und Jugendliche sollten sich der Folgen bewusst sein, die eine Fortführung des derzeitigen Lebensstils mit sich bringt und welche Vorteile sie durch Bewegung und eine ausgewogene Ernährung haben. Wie bereits erwähnt wurde, sollten Lebensmittel mit hohen Konzentrationen an Transfettsäuren und gesättigten Fetten gemieden werden.
Forscher empfehlen nicht, die Proteinaufnahme zu begrenzen, wohl aber die Aufnahme einfacher Kohlenhydrate. Sind die Werte anfangs zu hoch, sollte die Entwicklung alle 3 bis 4 Wochen beobachtet werden, und zwar so lange, bis die Werte wieder im normativen Bereich liegen. Wenn eine genetische Veranlagung vermutet wird (oder wenn innerhalb von 12 Monaten keine Besserung eintritt), kann eine pharmakologische Behandlung des hohen Cholesterinspiegels bei Kindern und Jugendlichen gewählt werden.
Dies wird allerdings nur für junge Menschen über 10 Jahren empfohlen. Die in diesem Zusammenhang am häufigsten verwendeten Medikamenten-Gruppen sind Cholesterinabsorptionshemmer, Gallensäure- Sequestriermittel, 3-Hydroxy-3-Methyl-Glutaryl-Coenzym-A-Reduktase-Hemmer, Fibrinsäure-Derivate, Omega-3-Fettsäuren und Niacin. Die Auswahl der Möglichkeiten erfolgt je nach Einzelfall durch Fachleute.
Eine Änderung des Lebensstils ist die effektivste und sicherste Methode zur Behandlung von erhöhtem Cholesterinspiegel bei jungen Leuten. Diese muss auf Dauer angelegt sein und lässt sich leichter in den Alltag integrieren, wenn auch die vertraute Umgebung mit an einem Strang zieht. Wenn sich die Familie ausgewogen ernährt und regelmäßig Sport treibt, ist es viel wahrscheinlicher, dass sich die neuen Gewohnheiten gut festigen.
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