Einschlafen, ohne es zu wollen: Warum passiert das?
Unbeabsichtigt einzuschlafen, ist für viele Menschen eine häufige Erfahrung. Viele Leute schlafen ein, während sie fernsehen, ein Buch lesen, gerade gegessen haben oder wenn sie vor ihrem Handy, Tablet oder Computer sitzen. Es gibt viele Gründe, warum das passieren kann, und entgegen der landläufigen Meinung gehört Narkolepsie zu den am wenigsten häufigen Auslösern. Heute schauen wir uns 7 Ursachen für ungewolltes Einschlafen und einige Ratschläge dazu an.
Narkolepsie ist ein seltenes Phänomen und zudem sehr komplex. Man schätzt, dass 14 von 100.000 Einwohnern an Narkolepsie Typ 1 leiden, während die Zahl für Narkolepsie Typ 2 auf 65,4 pro 100.000 Einwohner ansteigt. Es stimmt zwar, dass diese neurologische Erkrankung der Grund für übermäßige Müdigkeit während des Tages sein kann, aber andere Erklärungen sind häufiger. Überprüfen wir doch einmal, welche das sind und was du darüber wissen solltest.
7 Ursachen für unfreiwilliges Einschlafen
Schätzungen zufolge leiden bis zu 20 % der Weltbevölkerung an übermäßiger Müdigkeit während des Tages. Tatsächlich ist das einer der Hauptgründe, warum sich Menschen an Fachleute in einer Schlafklinik wenden. Die meisten Ursachen für ungewolltes Einschlafen sind auf alltägliche Gewohnheiten zurückzuführen, aber manchmal ist dies auch ein Symptom für eine Grunderkrankung. Hier sind 7 Gründe, warum Menschen unbeabsichtigt einschlafen.
1. Fehlende Nachtruhe
Wie Expert:innen betonen, ist eine der ersten Folgen von Schlafmangel die Schläfrigkeit im Laufe des Tages. Schlafeinschränkungen während der nächtlichen Ruhezeit bedeuten, dass sich der Körper nicht von den Strapazen des Tages erholen kann. Schlafstörungen sind oft der Grund für mangelnde nächtliche Ruhe, darunter zählen die folgenden:
- Schlafstörungen im zirkadianen Rhythmus.
- Restless Legs Syndrom (RLS)
- Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)
- Schlaflosigkeit.
Narkolepsie ist ebenfalls eine Form der Schlafstörung und gehört daher auch zu den Ursachen. Diese Probleme sind sehr häufig und verursachen zudem Stress, schlechte kognitive Leistungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Reizbarkeit während des Tages. Die meisten Episoden von ungewolltem Einschlafen werden durch fehlende oder gestörte Nachtruhe erklärt.
2. Postprandiale Schläfrigkeit oder Müdigkeit
Forscher:innen verwenden den Begriff postprandiale Müdigkeit, um die schlechte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit nach dem Verzehr einer großen Nahrungsmenge zu beschreiben.
Die genaue Ursache, warum Menschen nach dem Essen müde oder schläfrig werden, ist noch nicht bekannt, aber man vermutet, dass es an der verminderten Blutzufuhr zum Gehirn liegt (da mehr Blut in den Verdauungstrakt umgeleitet wird).
Aus diesem Grund machen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt nach dem Essen ein Nickerchen. Schläfrigkeit oder verminderte Energie können Minuten oder Stunden nach dem Essen auftreten. Postprandiale Müdigkeit tritt in der Regel nur bei großen Portionen (Frühstück, Mittag- und Abendessen) auf, sodass Snacks und kleine Zwischenmahlzeiten nicht dafür verantwortlich sind, ungewollte Schläfrigkeit zu verursachen.
3. Überanstrengung während des Tages
Zum Beispiel geschieht das beim Sport. Der Zusammenhang zwischen Müdigkeit und sportlicher Betätigung ist unumstritten und ist manchmal eine Folge von übermäßigem Training.
Müdigkeit und Schläfrigkeit treten nicht nur nach dem Sport auf, sondern auch nach jeder anderen Aktivität, die als anstrengend gilt. Selbst geringe bis mäßige Anstrengung kann sich auf Menschen mit einem vorwiegend sitzenden Lebensstil auswirken.
4. Ungewolltes Einschlafen während der Arbeitszeiten
Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Arbeitszeiten zu ungewollter Schläfrigkeit führen können. Dazu gehören Schichtarbeit, sehr lange Arbeitszeiten und Überstunden.
Körperlich anstrengende Jobs, vorwiegend sitzende Tätigkeiten sowie Berufe ohne Unterstützung durch Kollegen und Kolleginnen können den gleichen Effekt haben. Dies äußert sich in bestimmten Phasen während des Tages, in denen plötzliche und fast unkontrollierbare Schläfrigkeit auftritt.
Wie zu erwarten, sind diese Episoden ein großes Problem für Arbeitnehmer:innen, die sich das ungewollte Einschlafen selbst vorwerfen, vor allem bei manuellen oder potenziell gefährlichen Tätigkeiten. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erleben ähnliche Herausforderungen. Das ungewollte Einschlafen lässt sich also auch mit bestimmten Besonderheiten des Arbeitstages erklären.
5. Anämie
Expert:innen weisen darauf hin, dass Müdigkeit ein hauptsächliches Symptom von Anämie ist. Diese Erkrankung kann stark ausgeprägt sein, sodass sie manchmal zu extremer Schläfrigkeit während des Tages führt. Dies führt zu Episoden von ungewolltem Einschlafen.
Bis zu 90 % der Menschen mit Anämie entwickeln dieses Symptom. Obendrein wird es oft von Herzrasen, blasser Haut, Müdigkeit, Kurzatmigkeit und brüchigen Nägeln/Haaren begleitet.
6. Diabetes
Fachleute weisen darauf hin, dass Müdigkeit und Schläfrigkeit sowohl eine Folge der Diabeteserkrankung als auch eine Folge der Behandlung sind. Außerdem treten Schlafstörungen bei Diabetikern sehr häufig auf.
Das bedeutet, dass viele Betroffene den ganzen Tag über – oft unkontrolliert – schläfrig werden.
7. Schilddrüsenerkrankungen
Schließlich können auch Schilddrüsenerkrankungen (Hyperthyreose und Hypothyreose) ungewolltes Einschlafen auslösen. Das Symptom tritt häufiger bei einer Schilddrüsenunterfunktion auf, da ein verminderter Hormonspiegel zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels führt.
Weitere klassische Symptome sind Kälteunverträglichkeit, Lustlosigkeit, trockene Haut, trockenes Haar, Gewichtszunahme, Verstopfung und Depressionen (unter anderem).
Es gibt noch viele andere Ursachen für ungewolltes Einschlafen, wie zum Beispiel Depressionen, Stress, Bewegungsmangel, Ernährung, chronische Schmerzen, Übergewicht und neurologische Erkrankungen. Es gibt nicht den einen Grund für ungewolltes Einschlafen, daher sollten alle Variablen berücksichtigt werden, bevor man sich festlegt.
Tipps, um ungewolltes Einschlafen zu vermeiden
Wenn sich solche Episoden wiederholen, solltest du Spezialist:innen aufsuchen – vor allem dann, wenn du weitere Symptome entdeckst, oder wenn das ungewollte Einschlafen dein Wohlbefinden mehr und mehr beeinträchtigt. Fachleute werden den besten “Fahrplan” für den Umgang mit dem Problem zusammenstellen. In der Zwischenzeit solltest du allerdings die folgenden Änderungen deines Lebensstils in Betracht ziehen:
- Halte dich an genaue Zeiten für das Aufstehen und Schlafengehen.
- Vermeide es, weniger als eine Stunde vor dem Schlafengehen zu essen und zu trinken.
- Gestalte dein Zimmer so, dass du darin besser schlafen kannst (berücksichtige dabei unter anderem Faktoren wie Licht und Lärmpegel).
- Setze deine Energie im Laufe des Tages “portioniert” ein.
- Vermeide es, mehr zu trainieren oder zu üben, als dein Körper vertragen kann.
- Kontrolliere dein Stressniveau.
- Vermeide einen bewegungsarmen Lebensstil.
- Beschränke die Dauer eines Nickerchens auf 30 Minuten.
- Reduziere deine Bildschirmzeit/Beschäftigungsdauer mit Mobilgeräten.
Die oben genannten Tipps stellen kein Patentrezept dar, um ungewolltes Einschlafen zu vermeiden. Wir versichern dir jedoch, dass sie sich zu deinen Gunsten auswirken und verhindern werden, dass die Episoden ungewollter Müdigkeit dein Leben kontrollieren. Auch hier ist ein Besuch bei Ärzt:innen deines Vertrauens ratsam, damit du eventuell zugrundeliegende Krankheiten als Ursache ausschließen kannst.
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